Marietta Navarro: „Über die See“

Unaufgeregt und doch intensiv … die Seefahrt als Allegorie für eine ruhende Kraft.

Wer eine Mischung aus Joseph Conrads „Herz der Finsternis“, Franz Kafkas „Der Prozess“ und Grusel-Gothic-Erzählungen wie Edgar Allan Poes „Das verräterische Herz“ zu schätzen weiß, einen leicht surrealistischen Stil à la André Breton wie in „Nadja“ genießt und dies alles aber in Ruhe zusammengefügt, aufgeschrieben, in seiner Schlichtheit beinahe an Thomas Manns „Meerfahrt mit Don Quijote“ erinnernd, lesen möchte, der ist mit Mariette Navarros Büchlein „Über die See“ sehr gut beraten:

„Als sie durch sie [die Schiffsmechaniker] hindurchschaut, spürt sie deutlich ihre müden Beine, aber sie hält sich nicht damit auf und bohrt sich [in ihrer Vorstellung] tiefer, bis auf den Grund des Schiffes. Dann folgt die letzte Bodenplatte, goldbraun wie Schuppen, und direkt darunter: ein großes Herz quicklebendig, ein riesiges Stück rotes Fleisch, das sich in dumpfen Schlägen zusammenzieht, die durch den Schiffsrumpf noch verstärkt werden. Sie sieht das Blut, das aus dem Herzen strömt und den ganzen Frachter von unter versorgt, ein Netz aus blauen und roten Adern, ein Gewebe aus Venen und Äderchen, damit das Schiff schwimmt.“

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