Fang Fang: „Glänzende Aussichten“

Glänzende Aussicht by Fang Fang

Erbarmungslos dicht erzählt. Narratives Glanzlicht.

Fang Fangs Roman Glänzende Aussicht stammt aus dem Jahr 1986 und wurde 1987 das erste Mal publiziert. Es steht im Zusammenhang mit anderen Versuchen, die Ästhetik des Sozialistischen Realismus, bspw. Nikolai Ostrowskis Wie der Stahl gehärtet wurde , zu überwinden, also der literarischen Aufarbeitung der real-existierenden sozialistischen Gegenwart neue Impulse zu verleihen. Ein vergleichbarer Versuch fand durch Christa Wolf und ihr Romanexperiment Nachdenken über Christa T. statt, nur hier, bei Fang Fang rollt der narrative Faden durchweg flüssig, wohingegen dieser bei Wolf holpert und stolpert. Fang fällt mit der Tür ins Haus. Zu viel gibt es zu erzählen, als dass sie hinter dem Berg halten könnte:

Bruder Sieben ist inzwischen groß und dick geworden. Auf seinem Gesicht liegt gewöhnlich ein öliger roter Glanz. Sein Bauch wölbt sich auf angemessene Weise ein wenig vor. Ich kann es mir schwer vorstellen, dass dieser Fleischberg noch immer von seinem ursprünglichen Knochenklappergerüst getragen wird und hege den Verdacht, dass man bei der Operation, der er sich als Zwanzigjähriger unterziehen musste, nicht seinen Blinddarm entfernt, sondern seine Knochen ausgetauscht hat. Anders lässt sich die Tatsache, dass er danach immer fettleibiger wurde, kaum erklären.

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