Susanne Abel: “Was ich nie gesagt habe”

Ein Heimatroman – rührend einfach, herzerweichend ehrlich.

Ausführlicher und vielleicht begründeter:  https://kommunikativeslesen.com/2022/…

Wer Susanne Abels ersten Gretchen-Roman „Stay away from Gretchen“ gelesen hat, weiß, was ihn erwartet. In schlichter, freundlicher Sprache erzählt Abel, wie die Welt vom Nachrichtensprecher Tom Monderath aus den Fugen gerät. Im Grunde kommt hierbei stichwortartig und schlagzeilenmäßig alles zur Sprache, wird alles kurz angerissen und angedeutet: die bundesrepublikanische Vergangenheitsbewältigung, die Debatte um Verhütung, um künstliche Befruchtung, die Familienzusammenführung, die Kriegsverbrechen und Behandlung von Kriegsverbrechern und Kriegsrückkehrern. Abel lässt sich wenig außen vor. Im Zentrum steht die Familie Greta Schönaich und ihr Gatte Konrad, genannt Conny, Monderath:

„Als Conny wieder nüchtern war, machte er Greta einen formvollendeten Heiratsantrag. Dann wurde in der elterlichen Wohnung Verlobung gefeiert. Vor den Augen der Eltern, des Großvaters und von Elise und Hermann Holloch gaben sich Greta und Conny die Hand und versprachen einander die Ehe. Erst stießen sie mit Sekt an, und nach dem Kartoffelsalat mit Würstchen wurde das Verdauungsschnäpschen auf den Tisch gestellt. Otto Schönaich kippte zwei Gläser hintereinander, und Conny sah, wie Greta die Flasche wegräumte. Wankend stand er auf und holte die Flasche zurück.“

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Heinz Strunk: „Ein Sommer in Niendorf“

Eine Lehre vom Zerfall als Kessel Buntes. Guter Fond, aber lieblos abgeschmeckt.

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Heinz Strunk heißt harter Tobak, heißt Elend, Dreck, schmierige Kost, ein Abtauchen in das Elend, Torkeln, in die Abgründe der Gegenwart. Heinz Strunk heißt volle Fahrt voraus, mitten rein statt nur dabei, volle Kanone und Schluss mit Lustig. Sein neuer Roman „Ein Sommer in Niendorf“ setzt dieses Opus konsequent fort. Männliches Elend, ohne Zensur.

„Er tritt in etwas und ist sich sicher, dass es Aas war, obwohl er noch nie in Aas getreten ist. Er stolpert, fängt sich mit einer Hand ab, greift in etwas Weiches, Feuchtes; die Hand rutscht ab, und er schlägt mit voller Wucht aufs Gesicht.“

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Jan Weiler: „Der Markisenmann“

Schmerzlose Schmonzette mit Herz

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Schreiben, um zu unterhalten, heißt mit einem Text zu amüsieren, zu rühren, mit Worten Bilder zu erzeugen, Situationen zu beschreiben, die mitreißen, und Figuren zu erschaffen, die interessieren. Interessieren kommt vom augenblicklichen Dabei- und Dazwischen-Sein, und Jan Weiler hat mit seinem Roman „Der Markisenmann“ genau dies getan – ein Dabei- und Dazwischen-Sein verfasst, das augenblicklich mitreißt, unterhält, ohne das geringste zu hinterlassen. In etwa wie ein Urlaub am Strand oder eben die Zeit, die die Ich-Erzählerin des Romans, Kim, bei ihrem Vater, Ronald, in Duisburg verbringt:

„Es war eben ein Urlaubsort. Ich meinte es nicht böse. Aber für Alik, der sich so sehr gewünscht hatte, dass ich bei ihm blieb, war es eine katastrophale Antwort. Denn er wohnte ja hier. Er machte keinen Urlaub. Der Schrott und die rotbraune Erde, das kniehohe Unkraut, der modrige Geruch aus dem Kanal, die schwere Luft vor einem Gewitter und das zugige Häuschen seiner Eltern waren seine Heimat. Sie war gut genug für ihn, aber offensichtlich nicht gut genug für mich.“

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