Rebecca Yarros: „Flammengeküsst“

Flammengeküsst
Flammengeküsst von Rebecca Yarros.

Viel Schaumschlägerei um den ersten bedeutsamen Kuss und Sex. Eine Protagonistin findet sich und ihre Lust in einer leeren, faden Welt.

Ein Roman über die Suche und das Finden des richtigen Partners, über ein Schwanken zwischen dem Spatz in der Hand und der Taube auf dem Dach, über den Versuch, über sich und das Auferlegte hinaus- und wieder hineinzuwachsen – Sehnsuchts- und Traumprosa, die die Untiefen der eigenen Individualität aus dem Wege geht und in die geliebten und gehassten Mitmenschen projiziert:

Xaden, der grüblerisch und rechthaberisch, gefährlich und tödlich ist, ist ein hinreißender Anblick, der meinen Puls in die Höhe treibt. Aber Xaden, der lacht, mit zurückgelegtem Kopf und einem Lächeln auf den Lippen, ist einfach umwerfend schön. Mein törichtes, dummes Herz fühlt sich an, als wäre es von einer Faust umschlossen, die fest zudrückt.

Violet, die Protagonistin, wird von ihrer Mutter, der Generalin, gezwungen, sich dem Reiterquadranten anzuschließen, d.h. eine lebensgefährliche Ausbildung zu beginnen, die bereits ihre berühmte Schwester und ihr verstorbener Bruder erfolgreich absolviert haben. Im Gegensatz zu diesen verfügt Violet aber über eine körperliche Benachteiligung. Sie besitzt äußerst schwache Gelenke, kugelt sich schnell mal den Arm aus und besitzt im Grunde keine Eignung, den martialischen Überlebenskampf gegen ihre Konkurrenz zu überleben. Ihr bleibt nur, sich Schutz zu suchen, und sie findet ihn zuerst bei Dain, ihrem Kindheitsfreund, und dann bei Xaden, dem Todfeind ihrer Mutter, zu dem sie aber schnell erotische Gefühle entwickelt.

Jede Kontur von Xadens geschliffenem Körper ist eine Waffe, nur scharfe Linien und Kanten, ein Ausbund roher Kraft. Sein Rebellionsmal windet sich um seinen Torso und hebt sich deutlich gegen den tiefen Bronzeton seiner Haut ab. Und dann dieser Bauch …

Hintergründig steht Dain für das Königreich und Xaden für Rebellion gegen eine sattsame Herrschaft, die sich nur um sich und sonst niemanden kümmert, derweil an den Grenzen und außerhalb unschuldige Menschen von arkanen Wesen namens Veneni abgeschlachtet werden. Das Königreich verteidigt sich mit der Symbiose aus Mensch und Drachen und der daraus hervorgehenden Fähigkeit, einen Schutzwall aufzubauen. Doch nicht alles ist Gold, was glänzt. Schon gar nicht in Violets Leben:

Xaden. Der Klumpen aus Schuldgefühl, der mir seit letzter Woche im Magen liegt, wird noch etwas schwerer. Laut Kodex sollte ich Dain – oder überhaupt irgendwem – melden, dass sich die Gezeichneten unter einer Eiche getroffen haben, aber das werde ich nicht tun. Nicht weil ich Xaden gesagt habe, dass ich es nicht tue, sondern weil es das Richtige ist.

Ob der böse oder der gute Junge die richtige Wahl ist, ob Selbstsucht oder Selbstlosigkeit die Bestimmung Violets wird, ob sie in den Fußstapfen ihres Bruders oder ihrer Schwester tritt, all dies wird im ortlosen und weltlosen Raum eines raunenden Gespräches von Rebecca Yarros inszeniert, das überall, auf Hogwarts wie in Yale, wie auf der Mittelstufe einer herkömmlichen Vorortoberschule stattfinden könnte. Auch die Lösung liegt auf der Hand: Die anderen entscheiden, die Heldin folgt und sucht Schutz hinter dem bösen guten Mann, der allen nur nicht ihr Böses will.

Die Vermutung liegt nahe, das weite Teile (wegen ständiger Wiederholungen von Phrasen und Logikfehlern) von einer KI geschrieben wurden. Wenn nicht, umso schlimmer.

Inhalt: 2/5 Sterne (am Ende spannend, davor Trist)
Form: 1/5 Sterne (winziger Wortschatz, Kurz- bis Einwortsätze)
Komposition: 1/5 Sterne (kein Gespür für Szenerie)
Leseerlebnis: 1/5 Sterne (keine Intensität)

2 Gedanken zu „Rebecca Yarros: „Flammengeküsst““

    1. Ich habe es gelesen, weil es so lange in der Spiegel Bestenliste gewesen ist. Ich denke, ich bekomme nicht einmal eine lange Besprechung hin – ich habe mir den Kopf zerbrochen und es mittlerweile aufgegeben. Schade, es hat einen ziemlichen Umfang meines Lesepensums absorbiert :O

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