Johanna Adorján: “Ciao”

Johanna Adorján: "Ciao"

Selbstironie und Verblendung im Zeitalter des Internets. Leichte, aktuelle Kost, fröhlich serviert.

Ausführlicher, vielleicht begründeter: https://kommunikativeslesen.com/2021…

Der Roman „Ciao“ von Johanna Adorján wandelt auf Messers Schneide zwischen Kulturkritik, politischen Aktivismus, zwischen Journalismus und Literatur, zwischen virtueller und manifester Realität, und dabei scheint er mir nur eines sein zu wollen: Unterhaltung, eine gute Zeit, ein fröhliches Geplänkel, eine vergnügliche Lektüre bieten zu möchten, und dies gelingt ihm meines Erachtens ganz formidabel.

Es geht um Henriette und Hans Benedek. Sie, eine ehemalige Dichterin, er, ein Kulturkritiker in der Berliner Zeitung „Die Zeitung“, und es geht um Xandia Lochner, eine Social-Media-Aktivistin und um die Macht der sozialen Medien. Xandia mag die Gedichte von Henriette und bittet deshalb um ein Treffen. Das Treffen verläuft schräg, und sowohl Henriette wie Xandia verlieren das Interesse aneinander. Hans dagegen wittert eine Chance, hier beginnt der zweite Teil des Romans, sein Image aufzupolieren, und plant eine Porträtserie rund um die Internetprominente „Xandia“. Ab diesem Moment jedoch geht wirklich alles für ihn schief.

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Quentin Tarantino: “Es war einmal in Hollywood”

Quentin Tarantino: "Es war einmal in Hollywood"

Und das ewig Langweilige zieht sich und uns dahin …

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Die Frage lautet: Wieviel bleibt von dem Roman „Es war einmal in Hollywood“ übrig, wenn man die Wörter „lange Beine“, „Minirock“, „verdammt“, „Steve McQueen“, „Hippie“, und alle möglichen Varianten und Beschimpfungen weiblicher Geschlechtsteile und sexueller Ausrichtungen abzieht? Von der Ein-Sterne-Bewertung kann man schon sehen, nicht viel. Der Inhalt ist fürchterlich schnell umrissen. Es handelt sich um Hollywood in den Sechzigern und Siebzigern. Es handelt von Western. Es handelt von einem abgehalfterten Serien-Schauspieler und seinem Stuntdouble. Es handelt von männlichen Sprücheklopfern, gaffenden Blicken, Pantoffelheldgehabe und die Wünsche, ganz groß rauszukommen.

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Simon Beckett: “Die Verlorenen”

Simon Beckett: "Die Verlorenen"

Vorhersehbarer Ramsch, nicht mal auf Hochglanz poliert.

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Wer zu einem Thriller greift, erwartet keine literarischen Höheflüge. Poetische Sprachkunstwerke betiteln sich nicht selbst als Thriller, wiewohl ein William Faulkner und Georges Simenon Gegenbeispiele, vielleicht aber Ausnahmen darstellen. Simon Becketts „Die Verlorenen“ jedoch ist ungenießbar, und meines Erachtens nicht einmal ein „Thriller“. Von der ersten bis zur letzten Zeile lässt sich durch halbwegs aufmerksames Lesen beinah alles vorhersagen. Wenn vier Mal „eine rote Pudelmütze“ auf zwei Seiten gesagt wird, liegt ganz sicher die „rote Pudelmütze“ irgendwann im Schlamm und ein Kind ist tot.

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Claudia Durastanti: “Die Fremde”

Claudia Durastanti: "Die Fremde"

Ein Liebesbrief ans Leben von einer Autorin, die mit dem Kopf durch die Wand will.

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Claudia Durastanti, Jahrgang 1984, schreibt mit „Die Fremde“ ein Buch, das sich immer wieder zu lesen lohnen wird. Es platzt nur so vor Einfällen, Anekdoten, Wortspielereien. Durastanti vermischt alles und erlaubt sich alles. Man weiß nie trennscharf, was wirklich geschehen, was hinzuerfunden, was völlig aus der Luft gegriffen ist. Sie begreift die Sprache als Akt der Selbstfindung, das Leben als Abenteuer, die Herkunft als aufhebbares Schicksal und die Verbindlichkeit und das Verhängnis zwischen Liebenden und Gleichgesinnten. Sie schreibt über ihre Eltern, beide taub, über ihren Bruder, ihre Familie, Großeltern in Brooklyn, über ihr Leben in der Basilicata, über Süditalien, über London, was es heißt, arm zu sein, verrückte Eltern zu haben, eine drogenabhängige Kusine zu versorgen, einen anderen mit Haut und Haaren zu lieben.

„Nur wenn ich zu den alten Docks [in London] gehe und zwischen den Lagerhallen der einstigen Schifffahrtsunternehmen herumlaufe, erinnere ich mich, wie es passiert ist: Von hier ging die Ansteckung aus. Die Ansteckung ist eine Geschichte aus dem Osten. Hier legten die Schiffe mit Gewürzen und Tieren aus fernen Ländern an, und der Wunsch nach neuen Dingen wurde zu einer magischen Sucht.“

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Irvin D. Yalom und Marilyn Yalom: “Unzertrennlich: Über den Tod und das Leben”

Irvin D. Yalom und Marilyn Yalom: "Unzertrennlich: Über den Tod und das Leben"

… nichts für Zartbesaitete. Ein Memento, ein Aufbegehren, eine Rosskur.

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Der Titel des Buches „Über den Tod und das Leben“ weist schon auf das Wesentliche hin. Es geht tatsächlich um das, was zwischen Leben und dem Tod stattfindet, das Sterben. Was jedoch in diesem Text stattfindet, ist etwas Außergewöhnliches, ein Zwiegespräch zweier Liebenden, ein Abschied, ein herzzerreißendes Plädoyer dafür, das Leben nach eigenen Wünschen zu leben und zu beenden.

„Sie [Marilyn] hatte eine ausgezeichnete Woche: kaum Übelkeit, ein wenig Appetit und etwas mehr Energie. Sie verbringt immer noch einen Großteil des Tages damit, dösend oder die große Eiche im Garten bewundernd auf der Couch im Wohnzimmer zu liegen. Und zweimal in dieser Woche war sie bereit, die dreißig Meter zum Briefkasten zu gehen.“

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