Elke Engelhardt: „Sansibar oder andere gebrochene Versprechen“

Elke Engelhardt: "Sansibar"
Spuren einer Lyrik des sanften und zeitgewährenden Zwischenklanges.

Ausführlicher und vielleicht begründeter:  https://kommunikativeslesen.com/2022/…

Gedichtbände haben es heutzutage schwer. Sie drängen sich selten auf. Sie machen nicht viel Aufsehens und Aufhebens um sich. Sie flüstern im Stillen. Elke Engelhardts Buch „Sansibar oder andere gebrochene Versprechen“ stellt in dieser Hinsicht keine Ausnahme dar, in einer anderen schon. Selten wurde dem Wort so viel Freundlichkeit, Langsamkeit und Sichtbarkeit zugesprochen. Der Gedichtband handelt von Sprachvorsicht:

„Erst muss man die Worte erfinden,
dann kann man sich tragen lassen von der Sprache.
Eine schreibt wie die Duras
(das ist die Duras selbst)
ein anderer zwängt sich in ein zu enges Korsett.“

Elke Engelhardt aus: “Sansibar oder andere gebrochene Versprechen”
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Sibylle Berg: “RCE”

Sibylle Berg: "RCE"
Ratlos durch Europa – ein dadaistisches Polit-Potpourri  

Ausführlicher und vielleicht begründeter:  https://kommunikativeslesen.com/2022/…

Nimmt man das pinkgebundene Buch zur Hand, so zählt Sibylle Bergs Konvolut mit Anhang knapp 700 Seiten und wiegt erstaunlicherweise auch noch 700 Gramm. Zudem wurde der Text in 35 unterschiedlich lange Abschnitte unterteilt, die zu einem bestimmten Ereignis hinführen. Das Ereignis liegt am Anfang des Buches 2 Jahre und 7 Monate in der Zukunft. Am Ende des Buches befindet es sich im vollen Gange. Bis dahin rechnet Berg wortgewandt mit der westlichen Kultur ab.

„Da tobten sie [die Körper], töteten einander, schnitten sich Babys aus dem Bauch, betrogen und bestahlen sich, pissten auf die Straßen, durch die sie grölend liefen, hockten in ihren mit Nippes vollgestopften Wohnlöchern. Sie schissen bei offener Klotür und schlugen einander, schlugen ihre Kinder, schlugen sich, und sie hatten so wenig Sinn für Kunst und das Schöne.“

Sibylle Berg aus: “RCE”
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Uwe Tellkamp: “Der Schlaf in den Uhren”

Rezension von Uwe Tellkamp: "Der Schlaf in den Uhren"
Ermüdender magischer Realismus

Ausführlicher und detaillierter vielleicht hier: https://kommunikativeslesen.com/2022/…

Uwe Tellkamp ist bewusst oder unbewusst in die Fußstapfen von Günther Grass getreten. Mit „Der Turm“ legte er eine glasklare Fortschreibung und Fortsetzung von „Ein weites Feld“ vor. Als Chronist der deutschen Nachkriegsgeschichte arbeitete er sich bislang an den disparaten Welten und sozialen Prozessen ab wie seiner Zeit Grass, der ebenfalls zu allen Themen und aktuellen Problemzonen einen Roman verfasst hat. Tellkamp geht mit „Der Schlaf in den Uhren“ nun neue Wege, die die engen narrativen Bahnen eines an Theodor Fontane angelegten narrativen Realismus weit hinter sich lassen. In seinem Roman geht es nämlich nicht um die Bundesrepublik Deutschland, noch um die Deutsche Demokratische Republik, sondern um ein chimärisches Spiegelbild namens Treva, Argo und Brenta, in welchem »das Mammut«, »General«, »das Fossil«, »Außen Eins« und »Außen Zwei« der trevischen Nachrichtenagentur und die Tausendundeinenacht-Abteilung auf der »Kohleninsel« samt der »Dunkelgrauen« und »Hellgrauen Eminenz« ihr Unwesen treiben:

„Die Kohleninsel ein Labyrinth zu nennen wäre untertrieben, es gibt Labyrinthe auf mehreren vertikalen und horizontalen Ebenen, die den Archipelagus durchziehen, wie wir unser Gebiet vorzugsweise nennen. Der einfache und Staatsname erscheint uns unpassend und allzu oberflächlich.“

Uwe Tellkamp aus: “Der Schlaf in den Uhren”
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