Maxim Biller: “Der falsche Gruß”

Maxim Biller: "Der falsche Gruß"

Eine Fabel übers Lügen im literarischen und außerliterarischen Sinne.

Ausführlicher, vielleicht begründeter: https://kommunikativeslesen.com/2021…

Maxim Billers Roman „Der falsche Gruß“ ist kurz – und das ist beinahe alles Gute, was man über ihn sagen kann. Von Anfang an wird klar, dass Biller Thomas Bernhard imitiert, einen auf Botho Strauß macht, mit Michel Houellebecq politischer Inkorrektheit kokettiert und einem Christian Kracht versucht den Rang abzulaufen, was die Geschmacklosigkeit der Metaphern angeht. Vor allem jedoch geht es um die Sexualisierung von Politik, Geschichte, und die Freude daran, alles zu zerreden.

„Ich dachte es immer wieder, in immer neuen, halbwegs klaren, zusammenhängenden Worten und Sätzen, aber es half mir trotzdem nicht, mich besser zu fühlen, und als ich mich endlich ausgeweint hatte, stand ich auf – immer noch steif, verzweifelt und verfroren –, ich legte mir die kratzige tschechische Wolldecke um die Schultern, ich stellte mich wie ein alter, einsamer Mann ans Schlafzimmerfenster und sah raus, in der Hoffnung, draußen etwas Interessantes zu sehen, um so vielleicht auf andere Gedanken zu kommen.“

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Johanna Adorján: “Ciao”

Johanna Adorján: "Ciao"

Selbstironie und Verblendung im Zeitalter des Internets. Leichte, aktuelle Kost, fröhlich serviert.

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Der Roman „Ciao“ von Johanna Adorján wandelt auf Messers Schneide zwischen Kulturkritik, politischen Aktivismus, zwischen Journalismus und Literatur, zwischen virtueller und manifester Realität, und dabei scheint er mir nur eines sein zu wollen: Unterhaltung, eine gute Zeit, ein fröhliches Geplänkel, eine vergnügliche Lektüre bieten zu möchten, und dies gelingt ihm meines Erachtens ganz formidabel.

Es geht um Henriette und Hans Benedek. Sie, eine ehemalige Dichterin, er, ein Kulturkritiker in der Berliner Zeitung „Die Zeitung“, und es geht um Xandia Lochner, eine Social-Media-Aktivistin und um die Macht der sozialen Medien. Xandia mag die Gedichte von Henriette und bittet deshalb um ein Treffen. Das Treffen verläuft schräg, und sowohl Henriette wie Xandia verlieren das Interesse aneinander. Hans dagegen wittert eine Chance, hier beginnt der zweite Teil des Romans, sein Image aufzupolieren, und plant eine Porträtserie rund um die Internetprominente „Xandia“. Ab diesem Moment jedoch geht wirklich alles für ihn schief.

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