Helga Schubert: “Der heutige Tag”

Der heutige Tag

Autofiktionale Selbstsuche unter Belastung, Liebe und Freiheitswunsch.

Helga Schubert schreibt in „Der heutige Tag“ über das Zusammenleben mit ihrem intensiv pflegebedürftigen Ehemann Derden und spürt den Gefühlswallungen, den Höhen und Tiefen nach, die sich durch diese Situation der einseitigen Abhängigkeit und Aufopferung unweigerlich ergeben. Das Buch steht im kommunikativen Zusammenhang mit André Gorz‘ „Brief an D.“ und Marilyn und Irvin D. Yaloms „Unzertrennlich: Über den Tod und das Leben“, aber auch Simone de Beauvoirs „Zeremonien des Abschieds“ und Martin Walsers „Das Traumbuch“. Der Tod und der Abschied vom Leben, die Begrenztheit der Zeit stehen im Zentrum. Die Zeit erhält ein ganz anderes Gewicht:

„Etwas wollen und fürchten.
Mitleid und Gesättigtsein vom Samariterleben.
Schlechtes Gewissen, wenn ich an mich denke.
Und Selbstbehauptung.
Gar nicht der Wunsch, aber doch das befreite Gefühl, schon beim Gedanken, dass eine Zeit kommen könnte, in der ich über mein Leben verfügen kann.“

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Johanna Adorján: “Ciao”

Johanna Adorján: "Ciao"

Selbstironie und Verblendung im Zeitalter des Internets. Leichte, aktuelle Kost, fröhlich serviert.

Ausführlicher, vielleicht begründeter: https://kommunikativeslesen.com/2021…

Der Roman „Ciao“ von Johanna Adorján wandelt auf Messers Schneide zwischen Kulturkritik, politischen Aktivismus, zwischen Journalismus und Literatur, zwischen virtueller und manifester Realität, und dabei scheint er mir nur eines sein zu wollen: Unterhaltung, eine gute Zeit, ein fröhliches Geplänkel, eine vergnügliche Lektüre bieten zu möchten, und dies gelingt ihm meines Erachtens ganz formidabel.

Es geht um Henriette und Hans Benedek. Sie, eine ehemalige Dichterin, er, ein Kulturkritiker in der Berliner Zeitung „Die Zeitung“, und es geht um Xandia Lochner, eine Social-Media-Aktivistin und um die Macht der sozialen Medien. Xandia mag die Gedichte von Henriette und bittet deshalb um ein Treffen. Das Treffen verläuft schräg, und sowohl Henriette wie Xandia verlieren das Interesse aneinander. Hans dagegen wittert eine Chance, hier beginnt der zweite Teil des Romans, sein Image aufzupolieren, und plant eine Porträtserie rund um die Internetprominente „Xandia“. Ab diesem Moment jedoch geht wirklich alles für ihn schief.

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