Emine Sevgi Özdamar: “Ein von Schatten begrenzter Raum”

Emine Sevgi Özdamar: "Ein von Schatten begrenzter Raum"

Authentische Selbstbeschreibung: Erschütternd und ermüdend zugleich.

Ausführlicher, vielleicht begründeter: https://kommunikativeslesen.com/2022…

Bachmann-, Kleist-, Fontane-Preisträgerin Emine Sevgi Özdamar taucht in ihrem Roman „Ein von Schatten begrenzter Raum“ in die Untiefen der eigenen Laufbahn und Künstlerverwirklichung ein. Der Roman ist mehr ein Dokument, eine Zeitreise durch das politisierte, rebellierende, nach Authentizität und Relevanz strebende Künstler- und Theatermilieu der 60er, 70er, und 80er Jahre rundum Benno Besson, Matthias Langhoff, Claus Peymann und Ruth Berghaus. Die Protagonistin, eine Ich-Erzählerin, startet ihre Reise auf einer der Türkei vorgelagerten Insel im Mittelmeer, von der aus Lesbos, die griechische Insel, zu sehen ist:

„Und von beiden Küsten aus sehen die Menschen jeden Abend die Lichter der anderen Küste, an der ihre Großeltern gelebt haben, und wenn ein Grieche vor Lesbos ertrinkt, taucht seine Leiche hier an dieser türkischen Insel auf, und wenn ein Türke hier ertrinkt, taucht seine Leiche vor Lesbos auf. Die Winde und das Meer tauschen die Toten und bringen sie zu ihren Ursprungsorten.“

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Claudia Durastanti: “Die Fremde”

Claudia Durastanti: "Die Fremde"

Ein Liebesbrief ans Leben von einer Autorin, die mit dem Kopf durch die Wand will.

Ausführlicher, vielleicht begründeter: https://kommunikativeslesen.com/2021…

Claudia Durastanti, Jahrgang 1984, schreibt mit „Die Fremde“ ein Buch, das sich immer wieder zu lesen lohnen wird. Es platzt nur so vor Einfällen, Anekdoten, Wortspielereien. Durastanti vermischt alles und erlaubt sich alles. Man weiß nie trennscharf, was wirklich geschehen, was hinzuerfunden, was völlig aus der Luft gegriffen ist. Sie begreift die Sprache als Akt der Selbstfindung, das Leben als Abenteuer, die Herkunft als aufhebbares Schicksal und die Verbindlichkeit und das Verhängnis zwischen Liebenden und Gleichgesinnten. Sie schreibt über ihre Eltern, beide taub, über ihren Bruder, ihre Familie, Großeltern in Brooklyn, über ihr Leben in der Basilicata, über Süditalien, über London, was es heißt, arm zu sein, verrückte Eltern zu haben, eine drogenabhängige Kusine zu versorgen, einen anderen mit Haut und Haaren zu lieben.

„Nur wenn ich zu den alten Docks [in London] gehe und zwischen den Lagerhallen der einstigen Schifffahrtsunternehmen herumlaufe, erinnere ich mich, wie es passiert ist: Von hier ging die Ansteckung aus. Die Ansteckung ist eine Geschichte aus dem Osten. Hier legten die Schiffe mit Gewürzen und Tieren aus fernen Ländern an, und der Wunsch nach neuen Dingen wurde zu einer magischen Sucht.“

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