Heinz Strunk: „Ein Sommer in Niendorf“

Eine Lehre vom Zerfall als Kessel Buntes. Guter Fond, aber lieblos abgeschmeckt.

Ausführlicher und vielleicht begründeter:  https://kommunikativeslesen.com/2022/…

Heinz Strunk heißt harter Tobak, heißt Elend, Dreck, schmierige Kost, ein Abtauchen in das Elend, Torkeln, in die Abgründe der Gegenwart. Heinz Strunk heißt volle Fahrt voraus, mitten rein statt nur dabei, volle Kanone und Schluss mit Lustig. Sein neuer Roman „Ein Sommer in Niendorf“ setzt dieses Opus konsequent fort. Männliches Elend, ohne Zensur.

„Er tritt in etwas und ist sich sicher, dass es Aas war, obwohl er noch nie in Aas getreten ist. Er stolpert, fängt sich mit einer Hand ab, greift in etwas Weiches, Feuchtes; die Hand rutscht ab, und er schlägt mit voller Wucht aufs Gesicht.“

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Yasmina Reza: „Serge”

Yasmina Reza: „Serge”

Seichtes über den Tod. Viel zu gefällig über eine immer kleiner werdende Welt.

Ausführlicher, vielleicht begründeter: https://kommunikativeslesen.com/2022…

Wie ein Treppenwitz der Literatur erscheint dreizehn Tage nach der Veröffentlichung von Michel Houellebecqs „Vernichten“ der Roman „Serge“ von Yasmina Reza als indirekte, aber in jedem Falle eng bezogene, wahrscheinlich aber unfreiwillige Antwort auf Houellebecqs semi-aktuelle Gegenwartsanalyse. Beide Romane behandeln ein in sich konfligiertes Familiengeflecht im heutigen Frankreich: Generationen, die sich nicht verstehen, die sich aber um Verständnis bemühen, denen aber die Sprache, die Kommunikationsmodi abhandengekommen sind. Protagonist in beiden Romanen ist ein Mann jenseits der Vierzig. In „Serge“ heißt er Jean, besucht ein Vernichtungslager, und ist von Beruf Experte für Materialleitfähigkeit.

„Ich [Jean] sehe durchaus, dass Serge und Nana schon lange zum gereiften Teil der Menschheit gehören, wie ich es auch sollte, aber diese Wahrnehmung bleibt an der Oberfläche. Tief drinnen bin ich immer noch das mittlere Kind […]“

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Heinz Strunk: “Es war immer so schön mit dir”

Heinz Strunk: "Es war immer so schön mit dir"

Geschrieben mit Ekel, Wut, Abscheu und Verdruss im Bauch.

Ausführlicher, vielleicht begründeter: https://kommunikativeslesen.com/2021…

„Es ist immer so schön mit dir“ von Heinz Strunk ist ein typischer Liebesroman. Es geht um einen vierzigjährigen Tontechniker, der tief in der Midlife Krise steckt, zermürbt vom ausgebliebenen Erfolg, ernüchtert von der eigenen Unsportlichkeit, tief getroffen von der ausbleibenden Anerkennung seiner Mitwelt flüchtet sich der Protagonist in Sexgelüsten, in eine junge Freundin, trennt sich von seiner Lebensgefährtin und hofft noch mal auf das ganz, ganz große Glück.

„Ein aufrecht stehender Sack voller Eingeweide. Qualliges, lilienweißes Fleisch. Was ist lappiger, die Haut oder das Fleisch? Aber das Beste kommt wie immer zum Schluss: der SACK. Ob sich so ein trauriger Sack noch liften ließe? Doppelte Hodenstraffung mit Schwanzbegradigung und Schwellkörpererweiterung. Was er da sieht, hat nun gar keinen Marktwert mehr. Kann er sich gleich morgen mit den anderen Ausgeleierten und Verwelkten zusammentun.
«Geil, geiler Typ, echt geiler Typ», murmelt er vor sich hin.
«Einfach nur noch geil.»“

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