Sjón: „nachtarbeit“

Nachtarbeit by Sjón

Prosalyrik in einer brüchigen Welt, harmonisch zusammengestellt, hintergründig und textlich entrückt.

Texte wie die von Sjón pendeln zwischen Prosa und Lyrik, zwischen Impressionen und Reflexionen. Sie stellen sich hinlänglichen Kategorien quer und mischen verbohrte Gedankenstrukturen auf. Ihr Sinn liegt in den verborgenen unausgefüllten Zeilen, die viel Platz auf jeder Seite lassen, aber als Raum, als Ort der Besinnung gelten können. „Nachtarbeit“ dreht sich um die Feststellung, dass es diese Leerstellen im Gedankengefüge gibt:

Federn von größeren Vögeln hat man als Schreibfedern benutzt. Man schnitt dazu die Spitze des Federkiels schräg an und schrieb mit ihr die Versuche des Menschen auf, zu singen. Die Federn des Singvogels mit seinen tausend Federn sind so klein, dass man mit ihnen nicht schreiben kann. Man kann sie auf der Fingerspitze des kleinen Fingers ruhen lassen und sagen, dass sie die Gedanken symbolisieren, die man niemals in Worte wird fassen können.

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