Kim de l’Horizon: „Blutbuch“

Alter Wein in neuen Flaschen … Zeugnis einer literarischen Entsublimierung.

Ausführlicher und vielleicht begründeter:  https://kommunikativeslesen.com/2022/…

Transliterarische Texte bewegen sich in einem eigenartigen und eigenwilligen Spektrum. Es schillern zwischen allen Zeilen und Sätzen avancierteste akademische Theorien in Verbindung mit einer surrealistischen Écriture Automatique, die keine Grenzen akzeptiert und auch keine Grenzen akzeptieren kann, denn es geht schlicht ums Ganze, um das Leben, den Körper, das Universum und den ganzen anderen Rest. Kim de l’Horizons Roman gibt sich alle Mühe, dem Ganzen noch eine Krone aufzusetzen. Schließlich gilt es dem Elend, der Zerstörung, den sozioökonomischen Zwängen ein freies, ungebremstes Schreiben entgegenzusetzen, ein Schreiben, das ohne Scham Authentizität zu beanspruchen vermag:

„Liebe Oma, als ich Dina auf dem Bauch hatte und ihr die Haare streichelte, fiel mir wieder ein, wie sehr ich es hasste, von dir gehalten zu werden. Von deinen großen, rauen Arbeiterhänden. Deine Haut fühlte sich an wie eine einzige Wunde, die mit einer groben Kruste überzogen war, die nie verheilte. Deine Hand war immer irgendwo auf meinem Körper – auf meinem Arm, meinem Schenkel, meinem Bauch –, und sie bewegte sich. Immer, nervös, streichelnd.“

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