Claire Keegan: „Das dritte Licht“

Das dritte Licht

Zurückhaltend langanhaltende Wirkung entfaltend. Ein Kindersommer.

Das dritte Licht“ hat Claire Keegan als Erzählung konzipiert. Sie ist kurz, sehr knapp, sehr zurückhaltend formuliert, und zwar aus der Sicht eines kleinen Mädchen, das für einen Sommer zu Zieheltern gebracht wird, um die schwangere Mutter und den spielsüchtigen Vater des Mädchens zu entlasten. Eine wirkliche Nähe zwischen dem kleinen Mädchen und ihren leiblichen Eltern gibt es nicht.

„»Viel Glück«, sagt [der Vater]. »Ich hoffe mal, das Mädchen macht euch keine Scherereien.« Dann wendet er sich mir zu. »Und du pass auf, dass du mir nich’ ins Feuer fällst.« Ich beobachte, wie er zurücksetzt, den Wagen in die Auffahrt lenkt und davonfährt. Ich höre die Räder über den Weiderost rattern, dann die Gangschaltung und das Motorgeräusch von der Straße her, auf der wir gekommen waren. Warum hat er sich aus dem Staub gemacht, ohne sich zu verabschieden, ohne auch nur zu erwähnen, dass er mich wieder abholen wird? Die sonderbar reife Brise, die über den Hof streicht, fühlt sich jetzt kühler an, und über der Scheune sind große weiße Wolken aufmarschiert.“

„Claire Keegan: „Das dritte Licht““ weiterlesen