Annie Ernaux: „Das Ereignis“

Annie Ernaux "Das Ereignis"

Ungeschönt und nackt der Sprache ausgeliefert: Ein Paradigmenwechsel der Literatur.

Ausführlicher, vielleicht begründeter: https://kommunikativeslesen.com/2022/…

Authentizität als literarische Form erfordert ein gewisses Maß an Masochismus. Alte Wunden werden ungeschönt hervorgeholt. Sie werden dargeboten und preisgegeben, um sie Tür und Tor für Urteile und Bewertungen und Diskussionen zu öffnen. In „Das Ereignis“ thematisiert Annie Ernaux schonungslos das Thema Schwangerschaftsabbruch zu einer Zeit in Frankreich, die 1960er Jahre, in der jede Form des erzwungenen Schwangerschaftsabbruches unter Strafe gestanden hat:

„Dass die Form, in der ich die Abtreibung erlebt habe – die Illegalität – der Vergangenheit angehört, ist für mich kein triftiger Grund, diese Erfahrung unter Verschluss zu halten – auch wenn ein gerechtes Gesetz die früheren Opfer paradoxerweise fast immer mundtot macht, im Namen von »es ist alles längst vorbei«, sodass das Geschehene weiter totgeschwiegen wird.“

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