Haruki Murakami: „Die Stadt und ihre ungewisse Mauer“

Mühsam verkitteter Allegorie-Exzess, oder wie Sprache gegen sich selbst kämpft und das Erzählen dabei auf der Strecke bleibt. Seltsam nahe am Bedeutungsnirwana.  

Ob es an der Übersetzung liegt (mir wurde versichert, dass nicht), Stilist ist Haruki Murakami jedenfalls nicht. Auch in „Die Stadt und ihre ungewisse Mauer“ hakelt und radebricht es von Seite zu Seite im Stolperschritt:

In diese diffusen Gedanken versunken, schritt ich durch die abendliche Dämmerung. Auf Höhe des Uhrturms warf ich gewohnheitsmäßig einen Blick auf die zeigerlose Uhr, die nicht die Zeit anzeigte, sondern deren Bedeutungslosigkeit veranschaulichte. Die Zeit ist nicht stehen geblieben, hat aber ihre Bedeutung verloren.

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Haruki Murakami: “Erste Person Singular”

Ein Schreiben, auf dass die Worte nicht verschwinden. (Spiegel Belletristik-Bestseller 07/2021)

Belanglos durchs eigene Leben.

Ausführlicher, vielleicht begründeter: https://kommunikativeslesen.com/2021…

Geschmack hin oder her. Erstens, es handelt sich um Kurzgeschichten, die beinahe überhaupt keine Pointe besitzen. Am geschmacklosesten ist die Episode, in der ein Affe sich in Frauen verliebt, aber nach unerfolgreichem Werben um die Gunst ihren Namen stiehlt, um wenigstens etwas von ihnen zu haben. Das ist kein Spoiler – der Inhalt in Murakamis Texten ist der Stil. Lakonisch, harmlos, verwirrt geistert er durch sein eigenes Leben und faselt von Musik. Sprachlich konsequent, schnell, schmerzlos lesbar, um alles Gelesene sofort wieder zu vergessen. Das Buch liest sich wie das Gestammel eines Traumatisierten. Wer sich schmerzlos Murakami abgewöhnen möchte, ist hier an der richtigen Adresse. Das Murakami dennoch literarisch heraussticht, liegt an seinem Umfeld und nicht an ihm selbst. Deshalb drei Sterne und für die freundliche Geschichte über die Dichterin.