Ferdinand von Schirach: „Nachmittage“

Ferdinand von Schirach: „Nachmittage“

Stilübungen im Ungefähren – vom Nachahmen, Fernwünschen und Erhabenfühlen.

Ausführlicher und vielleicht begründeter:  https://kommunikativeslesen.com/2022/…

Wer die vermeintlich gute alte Welt schätzt, Männer mit sündhaft teuren, handgefertigten Manufaktur-Armbanduhren, die sich 40 Jahre alten Whiskey, in spanischen Sherry-Fässern gereift und in viereckigen Gläsern on the rocks serviert, bringen lassen, die in Frack, mit weißen Handschuhen und Goldmanschettenknöpfen Damen die Tür öffnen und ihren Mantel auf die Schultern der vor Kälte schlotternde rehäugigen Frau legen, findet in Ferdinand von Schirachs Erzählband „Nachmittage“ eine Nische zum Wohlfühlen:

„Der Mann, der dieses Haus vor 480 Jahren gebaut hatte, stammte aus den »case vecchie«, den alteingesessenen Häusern Venedigs, wurde wohlhabend durch den Handel mit Afrika und ließ hier einen Sommersitz für seine Familie und sich errichten. Dann starb seine Frau, und er betrat nie wieder dieses Haus. Ich stelle mir vor, wie er auf den Steinstufen saß, auf denen ich jetzt sitze, wie er die gleiche Landschaft sah und den gleichen Fluss hörte.“

„Ferdinand von Schirach: „Nachmittage““ weiterlesen