Ana Marwan: „Wechselkröte“

Wechselkröte

Im Zeitraffungsalter. Ingeborg-Bachmann-Preis 2022.

Ana Marwan schreibt auf diesen knapp zwanzig Seiten ein ganzes Leben zu Ende. Die „Wechselkröte“ taucht auf, wie sie nach einer Zugfahrt verschwindet. Gesichter werden gesehen. Kinder geboren. Blusen versandt. Dazwischen liegen sechs Jahrzehnte in der Imagination einer möglichen Eltern-Kind-Beziehung:

„Was werde ich mit den ganzen Zeitersparnissen anstellen? Nichts, ich werde sie nicht merken, ich weiß, die Zeit lässt sich nicht sparen, man kann sie nur verschwenden, im Sekundentakt.“

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Ana Marwan: „Der Kreis des Weberknechts“

Ana Marwan: „Der Kreis des Weberknechts“

Wenn verkopfte Männer lieben … eine literarische Immunisierungsstrategie.

Ausführlicher, vielleicht begründeter: https://kommunikativeslesen.com/2022…

Wie man freundlich und höflich, nicht zur Kenntnis nimmt, davon handelt Ana Marwans im Otto Müller Verlag erschienener Roman Der Kreis des Weberknechts. In ihm geht es um Karl und Mathilde, die sich zufällig am Flughafen kennenlernen und zueinanderfinden wollen. Mathilde hat zuerst mehr Interesse. Später Karl. Dass das mit der Liebe aber nicht so einfach, insbesondere für verkopfte Männer ist, wird von Marwan trocken und mit deutlicher Sprache zum Ausdruck gebracht:

So ist es oft. Ein Liebender möchte es genau wissen. Das, was er wissen möchte, nennt er unbescheiden ‚die Wahrheit‘, und oft fügt er noch unbescheidener das ‚nur‘ hinzu. Nur die Wahrheit, er möchte nur die Wahrheit wissen. Fairerweise muss man die Möglichkeit in Betracht ziehen, dass ‚nur‘ nicht die Wahrheit mindern möchte, sondern das, was der Liebende will. Und wenn es so ist, auch wenn nicht oft, ist der Verzicht auf Liebe zugunsten der Wahrheit schon ein großes Opfer.

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