Susanne Abel: “Stay away from Gretchen”

Susanne Abel "Stay away from Gretchen"

Als Dokument 5 von 5 Sternen, aber nicht als Literatur. Kaum mehr als ein Bericht.

Ausführlicher, vielleicht begründeter: https://kommunikativeslesen.com/2021…

Nachdem es nun schon seit Monaten in den Top-Seller-Listen aller renommierten Buchverkäufern gewesen ist, habe ich mich entschlossen, es nun doch zu lesen. „Stay away from Gretchen“ von Susanne Abel schreckte mich bislang (im Buchpreview) ob seiner kargen, ja, fast trostlosen sprachlichen Einfachheit und Sprödigkeit ab. Das Probelesen fand seine Bestätigung. Susanne Abel berichtet. Sie formt keine Ereignisse. Sie gibt zu Protokoll. Sie schreibt hintereinander weg, was gesehen wird. Ein Zeugenbericht, wie intensiv auch immer, wird jedoch zu keiner literarischen Form, wie sehr sich das neumodische Schreiben dies auch auf die Fahne schreibt und in der neuen Sachlichkeit der Bauhaus-Philosophie zelebriert.

„An der Tür einer Baracke drehte er sich noch einmal um und winkte. Greta hob ihre Hand. Am liebsten wäre sie ihm hinterhergerannt. Aber sie blieb stehen. Und sah ihn in der Tür verschwinden. Sie blieb. Wie versteinert. Lange und frierend. Bis sie verstand, dass die Tür verschlossen blieb. Dann ging sie durch die Kälte die zwei Kilometer nach Hause in die kleine Altstadtwohnung.“

„Susanne Abel: “Stay away from Gretchen”“ weiterlesen

Florian Illies: “Liebe in Zeiten des Hasses”

Florian Illies: "Liebe in Zeiten des Hasses"

Weniger als Wikipedia. Mehr als ein Berliner Telefonbuch aus den 20er/30er Jahren.

Ausführlicher, vielleicht begründeter: https://kommunikativeslesen.com/2021…

Was immer sich Florian Illies mit seinem Werk „Liebe in Zeiten des Hasses“ vorgenommen hat, eines ist ihm mit Sicherheit gelungen, die viel beschriebenen Persönlichkeiten der Geisteswelt der Jahre von 1929-1939 mit Lächerlichkeit und Armseligkeit zu überziehen. Um es gleich vorab zu sagen, es handelt sich weder um einen Roman noch um ein Sachbuch. Es handelt sich um ein Who-is-Who der Literaturszene Deutschlands vor der Machtübernahme der Nationalsozialisten. Dieses Who-is-Who ist wenig mehr als ein Telefonbuch. Namen nach Namen werden genannt und durch Liebschaften in bester Klatsch- und Tratschmanier in Verbindung gebracht. Wer mit wem und wann und wie lang. Illies selbst fasst es mit seinen eigenen Worten am besten zusammen.

„Sie [Leni Riefenstahl] sei, so sagt ihr Geliebter und Verlobter, der Regisseur Harry R. Sokal, süchtig nach »Erfolgsberauschtheit«. Und offenbar auch nach der Kraft der Fiktion – bis heute ist unklar, welche Geschichten ihrer Memoiren wahr sind und welche erfunden. Auf jeden Fall gab es viele Männer.“

„Florian Illies: “Liebe in Zeiten des Hasses”“ weiterlesen