Eva Menasse: “Dunkelblum”

Eva Menasse: "Dunkelblum"

Ein heilloses Durcheinander ohne Fokus. Ein gähnender Abgrund. Viel zu lang.

Ausführlicher, vielleicht begründeter: https://kommunikativeslesen.com/2021…

Eva Menasse hat einen sehr langen Roman geschrieben. Wer viel liest, liest auch gerne lange Texte. Lange Texte haben den Vorteil, dass sie Figuren entwickeln, Parallelisierungen anbahnen, wie eine Sinfonie Melodien andeuten, ankündigen und erahnen lassen, um dann zum großen Finale zu gelangen. Alles löst sich ein. Brahms Erste. Beethovens Neunte. Aber nicht „Dunkelblum“. In Dörfchen Dunkelblum löst sich nichts ein. Alles bleibt beim alten. Es bleibt im Ungefähren.

„Rund um Dunkelblum übersteigt die Anzahl der Geheimnisse seit jeher die der aufgeklärten Fälle um ein Vielfaches. Es ist, als ob die Landschaft, die hier erst noch wie eine saftiggrün bestickte Samtborte aufgeschoppt und gekräuselt wurde, bevor sie abstürzt ins Flache, Gelbe und Endlose, sich grundsätzlich verwahrt gegen das Durchschautwerden.“

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Leïla Slimani: “Das Land der Anderen”

Leïla Slimani: "Das Land der Anderen"

Karge, unbeteiligte Wiedergabe einer Familie in der Einöde eines von Gewalt zerrissenen Landes

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Leïla Slimani beschreibt mit journalistischer Kälte und unpoetischer Beliebigkeit, die Lebensschicksale vieler Menschen zugleich; Mathilde, die einen marokkanischen Oberst heiratet; Amine, dieser marokkanische Oberst selbst, der Olivenbäume auf unfruchtbarem Boden züchten möchte; Selma, die Schwester Amines, die den Traum von einem freien, sorglosen Lebens als Partygirl frönt und sich aus Angst vor ihrem Bruder mit einen alten, homosexuellen Soldaten verheiraten lässt; eine dement werdende Mutter aus Meknès, einen Gynäkologen, Dragan, aus Ungarn und seine üppige, walkürenhafte Frau Corinne, die sich Kinder wünscht, aber keine bekommt. Die Liste könnte noch lange fortgesetzt werden. Die Fülle jedoch ersetzt nicht das Detail. Die Ereignisse jagen aneinander in kaum zu überbietender Beliebigkeit. Vor allem fehlt Empathie, der Wunsch, tiefer zu blicken, mehr zu verstehen, von Ängsten, Hoffnungen und Wünschen zu erzählen.

„In der Nacht hatte sie [Aicha, Mathildes Tochter] einen Traum gehabt, so lang wie die Schale der Äpfel, die Mathilde mit zusammengepressten Lippen pellte, um eine möglichst lange Girlande aus der Haut der Frucht zu machen.“

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